Am Mittwochabend, 10. August 2022, wurde um 20:19 Uhr zunächst ein Löschfahrzeug des Löschzuges Attendorn zu einer Rauchentwicklung in einem Waldgebiet oberhalb der Burg Schnellenberg gerufen. Aufgrund der Vielzahl der Notrufe erhöhte die Leitstelle das Einsatzstichwort bereits eine Minute später auf Feuer 2 Wald. Noch auf der Anfahrt der ersten Einsatzkräfte wurde der Löschzug Repetal nachalarmiert, um aus der Gegenrichtung das Waldgebiet anfahren zu können.
Bereits in der frühen Phase des Einsatzes war klar, dass es sich um einen langen und kräftezehrenden Einsatz handeln würde. In schneller Folge wurde zunächst das Einsatzstichwort auf Feuer 3 Wald erhöht, Tanklöschfahrzeuge der Feuerwehren Olpe und Drolshagen, sowie der Wasserförderzug der Feuerwehr Olpe alarmiert. Außerdem wurde das DRK zum Eigenschutz der ersten Kräfte und zum Aufbau einer Versorgung mit Getränken und Essen alarmiert.
Nachdem um 21:26 Uhr in allen Attendorner Ortsteilen die Sirenen liefen befand sich die Attendorner Wehr im Vollalarm. Den Grundschutz für das gesamte Stadtgebiet stellte der Löschzug Attendorn mit einem Hilfeleistungslöschfahrzeug und der Drehleiter. Diese Kräfte rückten am 11.08. um 10:00 Uhr mit dem Einsatzstichwort „Feuer 1 – Heimrauchmelder ausgelöst“ nach Attendorn-Dünschede aus. Ein Schadenfeuer lag nicht vor.
Löschwasser wurde aus dem Fluss Bigge im Bereich der L697 entnommen und zunächst ein Pendelverkehr eingerichtet. Nach dem Eintreffen des Wasserförderzuges aus Olpe wurde zudem eine rund 900 Meter lange F-Leitung von Attendorn-Biggen in einen Einsatzabschnitt gelegt und im Bereich des Brückenwegs ebenfalls Wasser aus dem Fluss Bigge entnommen. Dafür war es erforderlich, dass die Bahnstrecke Attendorn-Finnentrop bis in die Abendstunden des 11.08. gesperrt blieb. Damit eine Löschwasserentnahme überhaupt möglich war erhöhte der Ruhrverband die Wasserabgabe aus der Biggetalsperre und sorgte damit am Pegel Attendorn für einen Durchfluss von ca. 6.000 statt 1.500 Litern pro Sekunde, was eine Erhöhung des Wasserpegels an der Messstelle von etwa 30 auf etwa 80 Zentimeter bewirkte. An der Entnahmestelle im Bereich der L697 war es dennoch erforderlich eine Art Prellwand zu bauen, vor der sich ausreichend Wasser zur Entnahme staute. Diese Arbeit wurde vom THW zusammen mit Strömungsrettern der DLRG erledigt. Ein Bereitstellungsraum wurde im Bereich eines großen Parkplatzes am Schnellenberger Weg eingerichtet. In unmittelbarer Nähe wurde eine Verpflegungsstelle und eine mobile Dieseltankanlage eingerichtet.
Zur Unterstützung der Löscharbeiten wurde ein Löschzug der vorgeplanten nachbarschaftlichen Hilfe im Kreis Olpe aus der Stadt Drolshagen alarmiert, welcher zudem einen GW-Logistik mit umfangreicher Waldbrandbeladung mitführte.
Wie im Attendorner Konzept zur Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden vorgesehen wurde zudem eine Reihe umliegender Landwirte zur Unterstützung des Pendelverkehrs hinzugezogen. Die Transportkapazität der Landwirte lag bei ca. 75.000 Litern Löschwasser pro vollständigem Umlauf.
Zur Erstellung eines umfassenden Lagebildes kam zunächst eine Drohne und im weiteren Verlauf der Alarmhubschrauber der Polizeifliegerstaffel NRW zum Einsatz, welcher Live-Bilder in den Abrollbehälter Einsatzleitung übertrug. Während der gesamten Dauer des Einsatzes wurden immer wieder Drohnen eines privaten Dienstleisters und der Feuerwehr Olpe eingesetzt.
Dichter Bewuchs, unklare Zuwegungen, die Hanglage und die Dunkelheit bereiteten der Feuerwehr in den ersten Stunden die größten Probleme. Unter anderem wurden noch in der Nacht mittels Motorkettensägen Zugangsmöglichkeiten in den betroffenen Hang geschaffen, dort bestand akute Ausbreitungsgefahr auf angrenzende, tote Waldflächen.
Zur ersten Ablösung des erschöpften Personals wurden die Waldbrandzüge Lenne 1 und Lenne 2, jeweils gebildet aus Einheiten der Feuerwehren Finnentrop, Lennestadt und Kirchhundem, sowie ein überörtlicher Löschzug aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein, gebildet aus Einheiten der Feuerwehren Kreuztal und Netphen alarmiert. Weitere Kräfte der umliegenden Städte Meinerzhagen, Plettenberg und Finnentrop waren parallel dazu bei einem großen Waldbrand in Plettenberg gebunden und standen daher nicht zur Verfügung.
Gegen 03:30 Uhr am 11.08., also gut sieben Stunden nach der ersten Alarmierung, war das Feuer soweit in der Gewalt der Einsatzkräfte, dass eine weitere Brandausbreitung ausgeschlossen werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt waren unter anderem 13 C-Rohre und 2 B-Rohre gleichzeitig zur Wasserabgabe im Einsatz. Was danach folgte waren umfangreiche Nachlöscharbeiten.
Ab 08:30 Uhr unterstützte die Polizeifliegerstaffel NRW erneut den Einsatz. Mit einem Außenlastbehälter „Bambi Bucket“ wurden in 47 Umläufen fast 40.000 Liter Wasser an schwer erreichbare Stellen geflogen und aus der Luft abgeworfen. Die Wasserentnahme erfolgte überwiegend aus dem benachbarten Ahauser Stausee, anfangs auch aus der Biggetalsperre. Bei Tageslicht wurde klar, dass über 30.000 Quadratmeter vom Brand betroffen gewesen waren. Noch klarer als in der Nacht war zudem das extreme Ausbreitungspotential in alle Richtungen zu erkennen.
Ab dem späten Vormittag wurden die überörtlichen Kräfte erneut durch Einheiten der Feuerwehr Attendorn abgelöst. Den ganzen Tag über fanden weitere Nachlöscharbeiten statt. Zum Anlegen von Schutzstreifen wurde ein privater Dienstleister mit einem Forstmulcher hinzugezogen. Um die Brandstelle herum wurde ein rund fünf Meter breiter Streifen gemulcht und im Anschluss permanent bewässert. Dabei kamen unter anderem auch Kreisregner der Feuerwehr Drolshagen zum Einsatz welche kontinuierlich und personalschonend Wasser auf die Fläche aufbrachten.
Über die gesamte Dauer des Einsatzes wurden die Kräfte durch das Rote Kreuz mit Kalt- und Heißgetränken, sowie mit kalter und warmer Verpflegung versorgt.
Gegen 17:50 Uhr am 12.08. erfolgte dann die Rückmeldung „Feuer aus“.
Bis zum Vormittag des 13.08. wurde in mehreren Schichten eine Brandwache gestellt. In den Mittagsstunden endete der Einsatz vor Ort dann mit Abschluss der Aufräumarbeiten nach über 65 Stunden.
Drei Feuerwehrangehörige wurden im Laufe des Einsatzes leicht verletzt. Bei den Verletzungen handelte es sich um eine Augenverletzung, eine Knieverletzung, und eine allergische Reaktion nach einem Wespenstich. Ein Löschfahrzeug ist nach dem Aufsetzen auf einem Baumstumpf am Wegesrand vorerst nicht mehr einsatzbereit.
Im Einsatz waren in Spitzenzeiten rund 250 Einsatzkräfte aus den nachfolgenden Feuerwehren, Hilfsorganisationen und Behörden:
- Feuerwehr Attendorn
- Feuerwehr Drolshagen
- Feuerwehr Finnentrop
- Feuerwehr Kirchhundem
- Feuerwehr Kreuztal
- Feuerwehr Lennestadt
- Feuerwehr Netphen
- Feuerwehr Olpe
- Betriebsfeuerwehr Mubea Unternehmensgruppe
- Kreis- und Bezirksbrandmeister
- Rettungsdienst des Kreises Olpe
- DRK Attendorn
- DRK Drolshagen
- DRK Meinerzhagen
- DRK Olpe
- THW Attendorn
- THW Olpe
- THW Lennestadt
- DLRG Attendorn
- Kreispolizeibehörde Olpe
- Polizeifliegerstaffel NRW
- Stadt Attendorn, Baubetriebshof
- Stadt Attendorn, Ordnungsamt
- Kreisverwaltung Olpe, untere Wasserbehörde
- Bezirksregierung Arnsberg
- Landesbetrieb Wald- und Holz NRW
- Ruhrverband Essen
- Energieversorger
- Notfallmanagement der Deutschen Bahn